Wild
„Wild“ ist eine Charakterstudie und nutzt die Sehnsucht der Grenzüberschreitung. Der deutsche Spielfilm aus dem Jahre 2016 berichtet über ein Leben außerhalb gesellschaftlicher Restriktionen. Erstmals konnte Zuschauer die Geschichte am 24. Januar 2016 auf dem Sundance Film Festival sehen. Danach erreichte „Wild“ drei Filmpreise, einmal den Günter-Rohrbach-Filmpreis 2016, den Darstellerpreises 2016 und den Deutschen Filmpreis 2017.
- Amazon Prime Video (Video on Demand)
- Lilith Stangenberg, Georg Friedrich, Silke Bodenbender (Actors)
- Nicolette Krebitz (Director) - Bettina Brokemper (Producer)
- Audience Rating: Freigegeben ab 16 Jahren
Anni ist IT-Spezialistin, allerdings nutzt ihr Chef Boris sie meistens nur zur Kaffeeversorgung. Anni lebt allein in Halle (an der Saale). Immer wieder versichert sie ihrer Schwester Jenny: „Ich bin okay!“ Genau an diesem Tag trifft Anni auf dem Weg zur Arbeit einen Wolf. Schon bald entwickelt sich eine Obsession. Es äußert sich darin, dass sie selbst ein animalisches Verhalten an den Tag legt, wie den Mond anzuheulen. Dazu möchte Anni den Wolf noch einmal sehen. Gelingt es ihr?
Besetzung / Darsteller, Drehorte und Regie
Regisseurin Nicolette Krebitz schrieb auch das Drehbuch zu „Wild„. Einen Namen machte sich Krebitz, geboren September 1972, als deutsche Schauspielerin, Drehbuchautorin, Filmregisseurin und Musikerin. Zudem arbeitet sie als Sprecherin für Hörbücher und Hörspiele. Ihre Karriere startet bereits in den 80er-Jahren mit dem Kinder-Casting, womit Nicolette Krebitz an der Seite von Harald Juhnke spielte.
Kameramann Reinhold Vorschneider filmte die Schauspielerin Lilith Stangenberg als Ania oder Anni, die sich mit einem Wolf anfreundet. Georg Friedrich inszeniert den Charakter Boris und Silke Bodenbender ist als Kim zu sehen. Für Jenny übt Saskia Rosendahl, damit die Rolle überzeugend herüberkommt. Weitere Nebenrollen sind besetzt durch: Pit Bukowski, Joy Maria Bay, Tamer Yigit und Kotti Yun.
„Wild“ nutzt 97 Minuten Spielzeit und verfügt über eine Altersfreigabe ab sechzehn Jahren. Bettina Brokemper arbeitet in der Produktion und nach dem Filmen schnitt Bettina Böhler die Szenen zusammen, was zum deutschen Kinostart am 14. April 2016 führte.
Zusammenfassung & Inhalt vom Film „Wild“
Anni oder Ania lebt sehr zurückgezogen in Halle (an der Saale) in einer Plattenbausiedlung. Getrennt von ihrer Familie, steht sie aber dennoch im regen Kontakt zu ihrer Schwester. Jenny, die jüngere Schwester, macht sich Sorgen um Anni. Doch Anni verkündet ihr via Skype: „Ich bin okay!“
Anni arbeitet als IT-Spezialistin in einer Werbeagentur. Chef Boris ist ein Tyrann und nutzt sie überwiegend für Botentätigkeiten, wie Kaffee holen. Dies verdeutlicht Boris, indem er gegen das Fenster des Büros klopft, das Zeichen ohne Worte. Boris schikaniert Anni ständig durch seine Art, heimlich jedoch fühlt er sich ihr hingezogen.
Allerdings erledigt Anni die Arbeiten mit reichlich Gleichmut. Deutlich wird auch, dass Anni nicht viele soziale Kontakte hat, als sie bei der Betriebsfeier allein am Tisch sitzt. Jedoch ist es nicht so, dass keiner etwas mit ihr zu tun haben möchte. Ein Arbeitskollege macht ihr Avancen, die rigoros abgeblockt werden.
Zugehörigkeit
Diese Frau wirkt gehemmt, fast ein wenig zurückgeblieben. Ania hat es sich in ihrem gewollt ereignislosen Dasein bequem eingerichtet. Sie erwacht daraus erst, als eines Morgens auf dem Weg zur Arbeit, am Rande eines angrenzenden Waldstücks, plötzlich ein Wolf steht. Gebannt blickt die Frau auf das Tier und der wird sie fortan nicht mehr loslassen. Schon bald wächst ihre Faszination zur Besessenheit aus und ein Traum startet. Das wilde Tier löst in Anni eine starke Anziehung aus.
Ständig kreisen ihre Gedanken um den Wolf. Es entsteht ein enges Zugehörigkeitsgefühl und nachts beginnt sie im zuzuheulen. Zum Anlocken kauft sie im Supermarkt Tierfutter und Fleisch, sogar ein lebendes Kaninchen ist dabei. Versessen von dem Gedanken, den Wolf zu sich zu holen, werden die Aktionen immer häufiger und tatsächlich gelingt es Anni, den Wolf zu betäuben und in ihre Wohnung zu bringen.
Im Gegenzug dazu vernachlässigt sie die zwischenmenschlichen Kontakte, beispielsweise zu den Kollegen und ihrer Schwester. Immer mehr lebt Anni ihre Instinkte frei aus, sodass sie nach außen immer verwahrloster aussieht. Positiverweise wird sie aber auch selbstbewusster und sexuell befreit. Mit dem Wolf führt Anni ein vertrautes und intensives Verhältnis, fast lebt sie mit ihm zusammen und beginnt eine Art Liebesbeziehung. Nach einiger Zeit der Veränderung kommt es zum Bruch mit der Arbeit in der Agentur und dem Chef Boris, denn Anni bricht mit dem Wolf in die Wildnis auf.
Fazit & Kritiken zum Film „Wild“
Nicolette Krebitz hat es geschafft, die Metapher mit dem Wolf in „Wild“ nicht zu überreizen. Als Zuschauer erhält jeder die Möglichkeit zu entscheiden, warum Anni sich so angezogen fühlt. Die Regisseurin beschränkt sich lediglich auf die Inszenierung des Geschehens.
Mithilfe der Berliner Hiphop-Veteranen „Terranova“ sind die Szenen mit einem passgenauen Klangteppich aus dumpfen Streichern überzogen. „Wild“ gelingt es, die übersteigerte Liebe zwischen Mensch und Tier zu erzählen und dennoch nicht ins Pathetische oder unfreiwillig ins Komische abzudriften. Es ist der dritte eigene Spielfilm von Nicolette Krebitz und die letzte Geschichte glitt ihr aus den Händen. Im Gegenzug ist „Wild“ ein Film mit erstaunlicher Anziehungskraft.
Heute ist es mit CGI-Effekten und Motion-Capture-Technologie einfach, einen Wolf am Computer entstehen zu lassen. Aber aus dem Wissen heraus, dass Krebitz nicht das Budget hätte, den Wolf echt erscheinen zu lassen ohne einen echten Wolf zu nutzen, entwickelt sich eine brodelnde Atmosphäre. Jedoch ist „Wild“ nichts für Zartbesaitete.