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Russland 1917: Zwischen Revolution und Staatsstreich

Russland 1917: Zwischen Revolution und Staatsstreich

Es ist nicht immer sinnvoll, bestimmte Jahre aus der Geschichte herauszupicken, um damit den Verlauf der Dinge zu beschreiben. Einzelne Ereignisse können zwar große Folgen haben, müssen aber dennoch im gesamten Kontext der Jahre zuvor und danach eingeordnet werden. Das gilt auch für das Jahr 1917, das für Russland eine Besonderheit darstellt. Inmitten des Ersten Weltkrieg, der mit großen Verlusten für das Russische Kaiserreich einherging, fanden gleich zwei wichtige Ereignisse statt, die heute als Revolutionen bezeichnet werden, streckenweise aber auch als Staatsstreiche.

Sicher ist, dass die Ereignisse großen Anteil am Ende des Kaiserreichs hatten und den Weg für die spätere Sowjetunion ebneten. Eine wichtige Figur der Russland Revolution 1917 war Wladimir Iljitsch Lenin, der 1917 aus dem Schweizer Exil nach Russland kam. Mehr Informationen zu den Revolutionen 1917 gibt es in diesem Artikel.

Ein Reich im Umbruch

1917 markiert nicht nur für Russland ein einschneidendes Jahr, sondern für die ganze Welt. Damals bestand das Russische Kaiserreich, das 1721 nach dem erfolgreichen Krieg gegen Schweden ins Leben gerufen wurde und somit Peter I. vom Zar zum Kaiser wurde. Das Kaiserreich war ein Vielvölkerstaat, der zwar groß, aber instabil gewesen war. Dafür sorgen nicht zuletzt der verlorene Krieg gegen Japan über zehn Jahre zuvor und der andauernde Erste Weltkrieg. Es gab also bereits viele Probleme wirtschaftlicher, sozialer und politischer Art. Zar Nikolaus II. war an der Macht, wurde aber immer unbeliebter, da er sich gegen viele Reformen stellte. Die Unzufriedenheit im Reich wuchs immer weiter an und führte zu zahlreichen Protesten.

Die Februarrevolution: Der Sturz des Zaren

Zu Beginn des Krieges gab es unter den russischen Bauern eine große Unterstützung für die Politik der Zarenregierung, doch nahm diese im Verlauf der nächsten Jahre immer weiter ab. Auf die Proteste reagierte Nikolaus II. mit stärkerer polizeilicher Überwachung, was zu einer noch größeren Unzufriedenheit führte. Die schlechte Versorgung mit Lebensmitteln und die steigenden Preise führten schließlich im Februar 1917 in Petrograd (Sankt Petersburg) zu einem Arbeiteraufstand, der sich schnell auf andere Betriebe ausweitete.

In den folgenden Tagen und Wochen erstreckten sich die Protestbewegungen immer mehr über das Land, auch in Moskau brach ein Aufstand aus. In der Folge wurde Zar Nikolaus II. zum Abdanken aufgefordert. Im März gab er diesem Druck nach und dankte offiziell ab. Zunächst entstand ein Machtvakuum, das von der Duma (Unterhaus der Föderationsversammlung) und dem Petrograder Sowjet (Arbeiter- und Soldatenrat) ausgefüllt wurde. Nikolaus II. wurde mit seiner Familie interniert und im Sommer des darauf folgenden Jahres in Jekaterinburg ermordet.

Lenins Zug – Von Zürich nach Sankt Petersburg

In den folgenden Monaten kam keine stabile Regierung zustande, es folgten Bauernaufstände. Wladimir Iljitsch Lenin, der sich bereits Ende des 19. Jahrhunderts der Idee einer kommunistischen Revolution in Russland anschloss, lebte viele Jahre in der Schweiz. Dennoch war er ab 1903 der Vorsitzende der Bolschewiki, einem radikalen Teil der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands. Mit dem Sturz des Kaisers und der neuen Situation kehrte er nach Russland zurück. Die Reise von der Schweiz nach Russland dauerte vom 9. bis zum 16. April 1917, inmitten des Ersten Weltkriegs und wird heute auch als Lenin Zug bezeichnet.

Die Reise nach Russland war nicht einfach. Die Mächte Frankreich und Großbritannien, die offiziell noch mit Russland die Triple Entente bildeten, lehnten eine Hilfe ab, sodass Lenin gezwungen war, mit deutschen Kräften zu verhandeln und einen Weg nach Russland zu finden. Per Zug, der in Deutschland plombiert war, ging es von der Schweiz durch Deutschland, Schweden, Finnland und schließlich nach Sankt Petersburg. Von deutscher Seite wurde diese Flucht Lenins in seine Heimat zugelassen, da man sich erhoffte, dass eine Revolution zu einer Schwächung des Kriegsgegners Russland führen würde.

Die Oktoberrevolution: Machtergreifung der Bolschewiki

Wladimir Iljitsch Lenin Lenins Rückkehr nach Russland war Ausgangspunkt für verschiedene Ereignisse. Er setzte sich dafür ein, dass die provisorische Regierung abgesetzt werden sollte, außerdem für das sofortige Ende des Krieges. Allerdings gab es weiterhin Befürworter, sodass der Krieg auch weiterhin fortgeführt wurde, wenn auch unter großen Verlusten. Das sorgte in den nächsten Monaten für eine abnehmende Zustimmung zur Regierung und für mehr Zuspruch der Bolschewiki. Lenin und seine Anhänger sahen die Zeit gekommen, um endgültig die Revolution durchzuführen.

Im Oktober (nach julianischem Kalender) bewaffneten sich die Bolschewiki und besetzten zentrale Einrichtungen in Petrograd. Unter Leo Trotzki wurde schließlich die Regierung abgesetzt und verkündet, dass die Sowjets die Macht übernommen haben. Das geschah alles in allem ohne großen Widerstand, wobei der Wille des Wählers ignoriert wurde. Im Januar 1918 wurde die russische konstituierende Versammlung von der bolschewistischen Führung aufgelöst. Ob es sich bei den Ereignissen tatsächlich um eine Revolution oder eher einen Putsch handelt, ist nicht einheitlich festgelegt.

Die folgenden Jahre nach 1917

Mit dem Revolutionsjahr 1917 trat noch lange keine Ruhe ein. Zwar trat Lenin dafür ein, den Krieg zu beenden, doch die Macht der Bolschewiki war noch lange nicht gefestigt genug. Die innenpolitischen Angelegenheiten sollten sich erst ausweiten, zudem gab es die Bedingung, dass Frieden ohne Annexion eintreten müsste, was aber von den Mittelmächten um Deutschland herum abgelehnt wurde. Da die russische Armee zu diesem Zeitpunkt sehr schwach war, konnte man den Mittelmächten kaum mit weiteren Bedingungen begegnen.

Zwar endete im Jahr 1918 der Erste Weltkrieg, doch schon im Jahr der Revolutionen begann der russische Bürgerkrieg, der bis 1921 andauerten sollte. Auf der einen Seite die kommunistischen Bolschewiki, die die Rote Armee aufstellten, auf der anderen Seite eine Gruppe aus Demokraten, Konservativen, Nationalisten und mehr, die die sogenannte Weiße Armee auf ihrer Seite hatten. Bis zu 10 Millionen Menschen verloren ihr Leben während des Bürgerkriegs, der schließlich im Sieg der Roten Armee und damit der Gründung der Sowjetunion mündete.

Fazit zu Revolution 1917 in Russland

Fazit zu Russland 1917 Die Zeit des Ersten Weltkriegs markiert große Veränderungen in Europa, die alle im Gesamtbild betrachtet werden müssen. Dennoch gibt es einige Vorkommnisse, die zentral herausstechen und aufzeigen, dass Geschichte Marker hervorbringt, anhand derer man sich orientieren kann. Dazu gehört auch das Revolutionsjahr 1917 in Russland. In diesem Jahr wurde nicht nur der Kaiser zum Abdanken gezwungen, womit das Kaiserreich endete, sondern es kam auch zur Oktoberrevolution, an der Lenin, der zuvor aus dem Schweizer Exil zurückkam, großen Anteil hatte. Die folgenden Jahre waren von einem blutigen Bürgerkrieg geprägt, aus dem die Bolschewiki und die Rote Armee als Sieger hervorgingen, was die Geburt der Sowjetunion markiert.