Limes in Deutschland: Niedergermanische Limes wird Weltkulturerbe
Das Römische Reich bestand über viele Jahrhunderte und hat große Teile Europas nachhaltig geprägt. Auch in Deutschland sind diese Spuren mehr als deutlich zu sehen, wofür man sich in der Regel in Richtung Rhein bewegen muss. Der war nämlich in großen Teilen die natürliche Reichsgrenze Roms. Auf der anderen östlichen Seite war ‚Germania magna’, das Große Germanien, zu finden, das man trotz vieler Versuche nicht erobern konnte. Die dadurch über lange Zeit entstandene Grenze wurde als Limes bezeichnet, was übersetzt unter anderem ‚Grenze‘ bedeutet.
Da das Reich zur Zeit seiner größten Ausdehnung wirklich sehr große Teile Europas und Nordafrikas umfasste, ist der Limes entsprechend lang und überquert viele Ländergrenzen. Die Bedeutung als weltkulturelles Erbe ist also ohne Frage gegeben und diesem Gedanken ist man jetzt gefolgt. Nachdem schon 2005 der Obergermanische-Raetische Limes zum Weltkulturerbe ernannt wurde, folgten jetzt auch der Niedergermanische Limes und der Donaulimes. Die niedergermanische Grenze reicht von der niederländischen Küste bis nach Rheinland-Pfalz. Mehr zu diesem Thema gibt es in diesem Artikel zu erfahren.
Der Niedergermanische Limes wird Weltkulturerbe
Würde man den gesamten Limes abgehen wollen, dann hätte man einiges zu tun. Denn die Reichsgrenze war zur Zeit ihrer größten Ausdehnung rund 7.500 Kilometer lang und erstreckte sich von weit im Norden des heutigen Großbritanniens bis in den Süden nach Nordafrika. Im Norden gab es auch den Grenzabschnitt, der jetzt am 27. Juli 2021 vom UNESCO-Welterbekomitee in die Liste der Welterbe aufgenommen wurde. Die Rede ist vom Niedergermanischen Limes, der selbst eine Länge von rund 400 Kilometern umfasste. Er nimmt seinen Anfang inmitten der Niederlande an der Küste zur Nordsee, verläuft dann südöstlich bis nach Deutschland. Dort geht es dann noch stärker nach Süden bis hinter Bonn nach Hönningen-Rheinbrohl. Diese Grenze wird auch als ‚Nasser Limes‘ bezeichnet, denn es ist letztendlich der Rhein, der diese Grenze bildete.
Eine andere Bezeichnung ist Niedergermanischer Limes, womit er sich vom Obergermanischen-Raetischen Limes abgrenzt, der schon 2005 zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Zuvor galt das auch für den Hadrianwall in Großbritannien und 2008 für den Antoninuswall, der in Schottland zu finden ist. Parallel mit der niedergermanischen Grenze wurde auch der Donaulimes aufgenommen, der entlang der Donau von Bayern bis nach Rumänien verläuft. Der Antrag zur Aufnahme des Niedergermanischen Limes wurde gemeinsam von der Niederlande, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gestellt. Schon 2020 lang der Antrag vor, der jetzt angenommen wurde. Im Antrag wurden auch archäologische Fundplätze genannt, die entlang dieser Grenze zu finden sind.
Der Limes – Die Grenze des Römischen Reichs
Will man ein Gefühl dafür bekommen, wie bedeutend der Limes ist oder zumindest einmal war, kann man in den Westen Deutschlands schauen und erkennt dort die Städte Köln, Bonn, Xanten oder auch Trier. Zwar gab es auch schon vor den eigentlichen Stadtgründungen Siedlungen dort, aber im Wesentlichen sind diese Städte in ihren Ursprüngen römische Städte. Noch heute zeugen die Namen der Städte davon, denn „Köln“ leitet sich von „Colonia Claudia Ara Agrippinensium“ ab. Dabei war dieser Teil der römischen Grenze nur ein kleiner Ausschnitt des gesamten Reichs, das ungefähr um 100 n. Chr. seine größte Ausdehnung hatte. Der Begriff geht auf ‚limus‘ für quer oder auch ‚limen‘ für Türschwelle zurück. Anfänglich galten noch Felder und andere Landmarken als Grenzen, später wurden sie zu festen Grenzwällen ausgebaut.
Heute spricht man vom Limes, oder auch im Plural von den Limites, der sich um das ganze Römische Reich zog und dessen Grenzen darstellte. Im Norden bis hin zum heutigen Schottland, in Mitteleuropa von der Niederlande bis hin zum Schwarzen Meer. Von dort geht es vom heutigen Georgien bis in den Süden nach Ägypten und von dort bis nach Marokko. Auch die gesamte Iberische Halbinsel mit dem heutigen Portugal und Spanien gehörte zum Römischen Reich.
Bis heute Spuren in der modernen Welt
Es war nicht alleine nur die Größe, die dafür sorgte, dass dieses Imperium bis heute seine Spuren in der modernen Welt hinterlassen hat, sondern auch die Dauer, die es bestand. Ganz exakt lässt sich diese Dauer aber nicht benennen, da es verschiedene Ansätze für die Bemessung gibt. Die größte Zahl in dieser Hinsicht beträgt über 2000 Jahre, wenn man 753 als Gründungsdatums Roms nimmt und 1453, als Byzanz von den Osmanen erobert wurde. Andere stimmen sagen, dass Rom schon Ende des 4. Jahrhunderts endete, als es in West- und Ostrom aufgeteilt wurde. So oder so umfasst die römische Geschichte einen sehr langen Zeitraum und kann in vielfacher Hinsicht entdeckt werden.
Die Römer in Deutschland
Alleine über die Präsenz der Römer in Deutschland lässt sich viel erzählen. Die Ursprünge dieser Historie fangen ungefähr 50 v. Chr. an, als Gaius Julius Caesar Gallien eroberte. Das sind ungefähr die Gebiete des heutigen Frankreichs, Belgiens, Teile der Schweiz und Deutschlands links vom Rhein. Schon früh etablierte sich der Rhein als eine natürliche Grenze, obschon es Bestrebungen gab, auch noch weiter nach Deutschland vorzudringen. Nachdem allerdings die Germanen immer wieder erfolgreich für Unruhen sorgten und sich keinesfalls so leicht unterwerfen ließen, begann die Strategie, dass die Reichsgrenze umso stärker befestigt werden sollte. Damit begann an der Stelle der Niedergermanische Limes. Später schaffte man einen Vorstoß bis zur Elbe und wechselte auf die Strategie, dass man nicht nur militärisch die Vorherrschaften halten wollte, sondern auch durch Diplomatie.
Unter anderem wurden manchen Oberhäuptern der Germanen römische Titel verliehen. Der Plan war also, die gesamte Gegend mitsamt ihren Einwohnern zu romanisieren. So erhielt auch ein Germane namens Armin einen Titel. Dieser sollte in die Geschichtsbücher als Arminius eingehen oder später im Deutschen als „Hermann, der Cherusker“. Arminius gelang es, mehrere germanische Stämme zu vereinen und gegen die Römer zu Felde zu ziehen, die zu dieser Zeit in der Gegend Varus als Statthalter hatten. Binnen weniger Tage wurden den Römern schwere Verluste zugefügt, Varus nahm sich noch auf dem Schlachtfeld das Leben.
Das Ende der Expansion nach Norden
Für Rom waren diese Niederlagen starke Rückschläge, die im Grunde das Ende der Expansion nach Norden bedeuteten. Zwar gab es auch in den nächsten Jahrhunderten immer mal wieder Vorstöße in das Gebiet östlich vom Rhein, aber keine großangelegten Versuche mehr, das Reich auszudehnen. So blieb der Rhein und der dortige Limes die Grenze Roms und bestand ungefähr bis zum 5. Jahrhundert n. Chr. Ab da an eroberten Vandalen, Goten und Franken die meisten Gebiete. Diese Zeit markiert auch den ungefähren Beginn des Mittelalters.
Die Idee des Weltkulturerbes
Schon in den fünfziger Jahren kam erstmals die Idee auf, die dann auch mit dem „Übereinkommen zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten“ in der Haager Konvention festgelegt wurde. Die Idee dahinter ist einfach: Kulturgüter dieser Welt sollen geschützt werden. Das gilt zwar im allgemeinen Sinne, aber durch das Weltkulturerbe werden auch ganz besonders schützenswerte Güter benannt und somit auch bekannter gemacht. Diese Kulturgüter gilt es zu schützen, zu erfassen und auch zu erhalten, wozu auch internationale Zusammenarbeit gebraucht wird. Über 190 Länder der Vereinten Nationen haben sich dieser Idee angeschlossen. Zur Bestimmung zukünftiger Weltkulturerbe gibt es in der UNESCO ein Komitee, das Bewerbungen einstuft und gegebenenfalls in die Liste aufnimmt.
Fazit zu Niedergermanische Limes
Wer sich mit der Geschichte Deutschlands beschäftigt, kommt früher oder später unweigerlich auch beim Römischen Reich an, das über viele Jahrhunderte auch Gebiete Germaniens umfasste, die heute zu Deutschland gehören. Vor allem westlich des Rheins hatten die Römer für lange Zeit Befestigungen und Städte, die teilweise auch heute noch bestehen. Köln oder Bonn kommen sofort in den Sinn. Die Grenze wurde über den sogenannten Limes abgesichert, dessen niedergermanische Abschnitt jetzt, ebenso der weiter südliche Abschnitt entlang der Donau, zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Den Antrag dafür stellten die Niederlande, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Wer auf Entdeckungstour gehen möchte, kann entlang dieser ehemaligen Reichsgrenzen viele Fundorte finden, die geschichtlich jede Menge zu erzählen haben.