Rückblick auf die Ausstellung „Die Ernestiner“ in Weimar und Gotha
Über vier Monate lief in Weimar und Gotha eine besondere Ausstellung, bei der es einen Blick auf die letzten Monarchen Thüringens gegeben hat. Das waren die Ernestiner, die über mehrere Jahrhunderte großen Einfluss in Europa hatten. Verwandtschaften gibt es noch zum Haus Windsor und dem Königreich Belgien. Weimar und Gotha bieten sich perfekt an, da beide ehemalige Residenzstädte gewesen sind. Vor einhundert Jahren dankten die letzten Thüringer Monarchen ab, die verschiedenen Linien bestehen aber auch heute noch. Die Ausstellung zeigt eindrucksvoll anhand vieler Exponate, dass die Jahrhunderte der Ernestiner viel für die Forschung und Kultur gebracht haben. Passend zur Ausstellung wurde auch ein Buch veröffentlicht, in dem sich alle wichtigen Informationen noch einmal nachlesen lassen. Den Rückblick auf die Ernestiner Ausstellung gibt es in diesem Artikel.
Die Ausstellung der Ernestiner 2016
Die Geschichte der Monarchie in Europa ist lang und reichhaltig und hat jede Menge zu bieten. Das ist auch in Thüringen der Fall, wo es gerade einmal einhundert Jahre her ist, als hier die letzten Monarchen offiziell abgedankt haben. Das waren Linien der Ernestiner, die es auch heute noch gibt, aber natürlich nicht mehr in offiziellen politischen Funktionen. Wer eine spannende Reise in diese Vergangenheit wagen und dabei sowohl etwas über die adlige Historie Thüringens als auch Europas mitnehmen wollte, den führte sein Weg in den letzten Monaten nach Weimar und Gotha.
Beide Städte, die rund vierzig Kilometer auseinanderliegen, haben ihren Anteil an der Ausstellung gehabt. “Die Ernestiner: Eine Dynastie prägt Europa” lautete der Name der doppelten Ausstellung, die zum einen von der Klassik Stiftung Weimar und zum anderen von der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha durchgeführt wurde. Es handelte sich um eine Thüringer Landesausstellung, die vom 24. April bis zum 28. August 2016 andauerte, weshalb natürlich auch das Land beteiligt gewesen ist. Insgesamt gab es 4.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche zu besichtigen. Somit konnte man tief in die Thüringer Landesgeschichte in Verbindung mit der Monarchie eintauchen.
Reich, Glaube und Wissenschaft in Weimar
In Weimar konnte man die Ausstellung im Residenzschloss und im Neuen Museum sehen und somit an originalen Schauplätzen Eindrücke erhalten. Ein Besuch dieser Orte lohnt sich immer, dieses Mal gab es aber noch eine besondere Ausstellung obendrauf. Dabei widmete man sich in Weimar den Themen Glaube, Wissenschaft und Reich. Letzteres zeigt auf, wie es um die politischen Verhältnisse der Ernestiner stand, die sich auch dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches entgegenstellten, wodurch es zum Verlust der Kurwürde kam und die politische Macht nachließ. Vieles wurde aber für die Wissenschaft getan, wie auch der Bau der Universität Jena zeigt, die über die Jahrhunderte immer wieder Blütezeiten erleben sollte.
Land, Familie und Künste in Gotha
Die Landesausstellung in Gotha konzentrierte sich auf die Aspekte der Künste, Land und Familie. Nachdem man die Kurfürstenwürde verloren hatte, blieb noch immer Mitteldeutschland und der Bereich, der heute Thüringen ist. Da es viele Nebenlinien gab, entwickelte sich auch früh eine große Vielfalt. Außerdem entstanden viele neue Residenzen und Schlösser. Aufgrund einer großen Nähe zur Kunst entstanden tolle Bauten des frühen Barocks. Diese können auch heute noch besucht werden, einschließlich der großen Kunstsammlungen, die sich angehäuft haben. Das Thema Familie wirft den Blick auf die Heiratspolitik der Ernestiner. Eine bekannte Nachfahrin ist immerhin Queen Elisabeth II.
Das Adelsgeschlecht der Ernestiner
Der Urgroßvater von Elisabeth II., Königin des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland, war König Eduard VII. Dessen Vater war Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha. Dieses Haus ist eine deutsche Adelsfamilie, die eine Linie der Ernestiner ist, das wiederum ein Zweig der Wettiner ist. Auch der belgische König Philippe entstammt dem Haus Sachsen-Coburg und Gotha. Diese Verwandtschaftsverhältnisse zeigen auf, wie verzweigt die politischen Verhältnisse über die Jahrhunderte und sogar Jahrtausende gewesen sind. Die Ernestiner gehen auf Ernst von Sachsen zurück, der zunächst gemeinsam mit seinem Bruder Albrecht das Erbe seines Vaters Friedrich II. regierte.
Die Ernestiner sind damit selbst eine Linie der Wettiner, die auf Dietrich I. zurückgehen, der im 10. Jahrhundert gelebt hat. Über die Jahrhunderte haben sich einige bekannte Nebenlinien gebildet. Das sind die Herzogtümer Sachsen – Altenburg, Sachsen – Meiningen und Sachsen-Coburg und Gotha und das Großherzogtum Sachsen. Nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa hatte man viel Einfluss, der zur Hälfte des 16. Jahrhunderts abnahm, da man die Kurfürstenwürde verlor. Das lag am Konflikt mit dem Kaiser, da man sich selbst auf der Seite der Protestanten sah und somit die Reformation befürwortete.
Der Begleitband zur Ausstellung
Passend zur Ausstellung ist schon im April ein Begleitband erschienen, der auch online bestellt werden kann. Der Begleitband zur Thüringer Landesausstellung in Weimar und Gotha 2016 enthält alle Informationen, die mit der Ausstellung “Die Ernestiner: Eine Dynastie prägt Europa” einhergehen. Darin wird noch einmal im Detail aufgeführt, wie die Ernestiner über vierhundert Jahre lang großen Einfluss in Deutschland und Europa ausübten. Dabei werden verschiedene Aspekte aufgezeigt, sowohl die Kunst und Wissenschaft, als auch die Politik betreffend. Auf 512 Seiten erhält man alle wichtigen Informationen zu diesem Thema. Der Band kann als Ergänzung zur Ausstellung verstanden werden, ist aber auch ideal, wenn man selbst nicht in Gotha und Weimar vor Ort sein konnte.
Fazit zur Ausstellung „Die Ernestiner“
Adelsgeschichte kann ganz schön kompliziert werden, da sehr viele Namen auftauchen und das oftmals auch mehrfach. Doch will man die Geschichte Europas der letzten eintausend Jahre verstehen, kommt man nicht um die Herzogtümer und Adelshäuser herum. Das gilt auch für die Ernestiner, die vor allem auch im heutigen Thüringen ihre Spuren hinterlassen haben und erst vor einhundert Jahren abgedankt haben. Die Ernestiner sind ein Adelsgeschlecht, das vom Fürstengeschlecht der Wettiner abstammt. In Gotha und Weimar konnte man jetzt über vier Monate Einblicke in diese spannende Historie erhalten, die wirtschaftliche, politische, wissenschaftliche und künstlerische Aspekte beinhaltet. Wer es verpasst hat, kann einen Blick in den Begleitband werfen, der dazu erschienen ist.